Hamburger Start-up bringt Bonuspunkte aufs Smartphone
Hamburger Abendblatt • Hanna-Lotte Mikuteit • 6 Dezember 2021
Die Gründer von Loyal wollen Rabattkarten aus Pappe im Handel überflüssig machen. Mehr als 200 Geschäfte sind schon dabei.
Hamburg. Eigentlich sind Rabattkarten eine gute Sache. Man sammelt bei jedem Einkauf Punkte und bekommt nach fünf- oder zehnmal ein Getränk oder etwas anderes gratis. Schade nur, dass die Pappkärtchen für den Bonusstempel meist zu Hause liegen oder sich in dem dicken Stapel in der Geldbörse gerade nicht finden, wenn es ans Bezahlen geht. Genau das ist Maximilian Aßmann auch immer wieder passiert. „Als ich in meinem Lieblingscafé die Zehnerkarte wieder vergessen hatte, habe ich mich gefragt, warum es dafür keine digitale Lösung gibt?“, sagt der Hamburger.
Er suchte nach einem Anbieter, wurde aber nicht so richtig fündig. Das war vor zwei Jahren und der Beginn des Start-ups Loyal, das der 24-Jährige mit seinem Bruder gegründet hat. „Mit unserer App kann man Stempelkarten aufs Smartphone bringen und einfacher Bonuspunkte sammeln“, sagt Nicolas Aßmann
Gründer: Hamburger Start-Up nutzte Studie für Geschäftsidee
Schätzungen zufolge hat jeder Deutsche 3,7 Stempelkarten im Portemonnaie. Genaue Zahlen gibt es nicht. „Bevor wir angefangen haben, wollten wir wissen, wie viel Potenzial die digitale Umsetzung hat“, sagt Nicolas Aßmann. Kurz entschlossen machte der Betriebswirtschaftsstudent die Frage zum Thema seiner Bachelor-Arbeit. Das Ergebnis seiner Studie, die auf der Befragung von mehr als 200 Teilnehmern basiert. „Acht von zehn Befragten haben sich eine digitale Stempelkarte gewünscht“, so der 23-Jährige, der inzwischen sein Studium abgeschlossen hat.
Nach seinen Recherchen könnten 430.000 Betriebe Bonuskarten einsetzen – von der Bäckerei bis zur Autowaschstraße. Im Januar 2021 haben die smarten Brüder mit der Entwicklung ihres Geschäftsmodells angefangen. Als Investor holten sie das Hamburger Unternehmen Coffema, einen Dienstleister für Profikaffeemaschinen, mit einem mittleren fünfstelligen Betrag ins Boot. Auch Arbeitsplätze am Firmensitz in Groß Borstel stellt Coffema zur Verfügung. Seit Juli ist Loyal verfügbar.
Digitales Bonusheft ist für Unternehmen günstig
Das Prinzip ist einfach: Die Unternehmen, die sich für den digitalen Service registriert haben, bekommen ein Starterset mit Chipkarten, die quasi als digitaler Stempel fungieren. Die Kunden müssen nur das Smartphone mit der geöffneten App davorhalten, um sich einen digitalen Bonuspunkt gutschreiben zu lassen. Das funktioniert über einen NFC-Chip oder über einen QR-Code, ohne dass persönliche Daten angegeben werden müssen. „Außerdem bekommen die Kunden weitere Informationen wie Adresse, Öffnungszeiten und den Zugang zu den Social-Media-Kanälen über die App“, sagt Maximilian Aßmann, der kurz vor dem Abschluss seines Medizinstudiums steht und bei Loyal für die Produktentwicklung zuständig ist.
Die Restaurants und Betriebe zahlen eine feste Monatsgebühr in Höhe von 6 Euro. Dafür bekommen sie 50 Stempel umsonst, jeder weitere kostet 4 Cent. Das klingt nicht nach viel. „Wir sind im günstigen Preissegment, weil wir möglichst viele Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen ansprechen wollen“, sagt Nicolas Aßmann.
Neue App schon 10.000-mal runtergeladen
Die Menge soll es bringen. Die ersten Reaktionen sind positiv. Die App, die es in Versionen für iPhone und Android gibt, wurde bislang 10.000-mal heruntergeladen. Die digitalen Stempel gibt es an mehr als 200 Standorten in Hamburg, darunter bei der Burgerkette Most Wanted Burger und in den Saftbars von Mad about Juice. Aber auch die Fleischerei Metzgers und das Restaurant Wattkorn in Langenhorn sind dabei. Inzwischen gibt es Partner in Lübeck und Berlin.
Während Verbraucherschützer den Nutzen von Kunden- und Rabattkarten skeptisch beurteilen, kommen anonyme Stempelkarten deutlich besser weg. Digitale Lösungen gibt es allerdings bislang nur vereinzelt. „Ein großer Vorteil von Loyal ist, dass Kunden und Firmen einen Überblick haben, wie viele Stempel sie gesammelt oder verteilt haben“, sagt Vertriebschef Nicolas Aßmann. Zudem würde Missbrauch eingedämmt, weil nur ein Bonuspunkt pro Einkauf gutgeschrieben werden könne. Im nächsten Jahr wollen die Brüder in weitere Städte expandieren. Corona sehen sie dabei sogar als Vorteil. „Die Akzeptanz für digitale Lösungen ist gewachsen“, sagen sie.